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Speedreading: Einsatz in der Schule 

ein offenes Buch
offenes Buch

Speedreading: Einsatz in der Schule 


Was ist Speedreading?


Speedreading (Schnelllesen) ist eine Methode, um Texte deutlich schneller zu lesen, ohne das Textverständnis zu verlieren. Während die durchschnittliche Lesegeschwindigkeit eines Erwachsenen bei etwa 200 bis 250 Wörtern pro Minute liegt, können geübte Speedreader 400 bis 800 Wörter pro Minute oder mehr erreichen. Das Ziel ist nicht nur, schneller zu lesen, sondern auch die Inhalte besser zu behalten und effizienter zu verarbeiten. 


Wie funktioniert Speedreading?


Speedreading basiert auf mehreren Prinzipien und Techniken:


- Reduzierung der Subvokalisierung: Viele Menschen sprechen beim Lesen innerlich die Wörter mit, was das Tempo stark bremst. Speedreading trainiert, dieses „Mitsprechen“ zu minimieren. 

- Vermeidung von Regressionen: Rücksprünge im Text, also das wiederholte Lesen von bereits Gelesenem, werden gezielt vermieden.

- Erweiterung der Blickspannweite: Anstatt Wort für Wort zu lesen, werden ganze Wortgruppen oder sogar Zeilenabschnitte mit einem Blick erfasst („Chunking“).

- Visuelle Führung: Hilfsmittel wie Finger, Stift oder spezielle Karten helfen, den Blick zu steuern und die Konzentration zu erhöhen.

- Skimming und Scanning: Beim Skimming wird der Text überflogen, um Hauptaussagen zu erkennen, beim Scanning gezielt nach Informationen gesucht.


Das Gehirn wird durch diese Techniken gefordert und trainiert, Informationen schneller aufzunehmen und zu verarbeiten. Mit regelmäßigem Training kann die Lesegeschwindigkeit deutlich gesteigert werden, ohne dass das Textverständnis leidet.


Speedreading im Schulunterricht


Didaktischer Ansatz


Speedreading eignet sich besonders für den Einsatz ab der Mittelstufe, wenn die Grundfertigkeiten des Lesens bereits gefestigt sind. Die Methode kann im Sprachenunterricht, aber auch fächerübergreifend eingesetzt werden, um die allgemeine Lesekompetenz zu fördern. 


Praktische Umsetzung


- Individuelles Training: Kurze, regelmäßige Übungen (z. B. 5–10 Minuten pro Tag) helfen, die Lesegeschwindigkeit zu steigern. Dazu zählen das schnelle Erkennen von Wörtern, das Lesen mit der Blitzkarte oder Übungen zur Erweiterung der Blickspannweite.

- Einsatz von Hilfsmitteln: Holzstäbchen, Blitzkarten oder Fensterkarten unterstützen die visuelle Führung und helfen, den Blick zu lenken. 

- Messung des Lesetempos: Lehrkräfte können das Lesetempo diskret erfassen, um Fortschritte sichtbar zu machen, ohne Konkurrenzdruck aufzubauen.

- Integration in den Unterricht: Speedreading-Übungen können als Teil von Werkstatt- oder Wochenplanarbeit, als Lesepausen oder im Rahmen von Lesestunden eingebaut werden[9].

- Bewusstmachung von Lesestrategien: Schülerinnen und Schüler reflektieren ihr eigenes Leseverhalten und lernen, das Lesetempo je nach Textart und Zielsetzung anzupassen.


Beispiel für eine Unterrichtseinheit


1. Einführung in Speedreading und Zielsetzung.

2. Übung: Wörter oder Wortgruppen schnell erkennen.

3. Übung: Mit Blitzkarte oder Holzstäbchen lesen.

4. Reflexion: Wie fühlt sich das schnelle Lesen an? Was bleibt im Kopf?

5. Anwendung: Speedreading auf einen Sachtext oder Zeitungsartikel.

6. Kontrolle: Kurze Verständnisfragen zum Text.


Vorteile von Speedreading


- Zeitersparnis: Mehr Informationen können in kürzerer Zeit aufgenommen werden. Das ist besonders bei der Bearbeitung umfangreicher Texte oder bei Prüfungsvorbereitungen hilfreich.

- Verbessertes Textverständnis: Durch die höhere Konzentration und das Erfassen von Sinnabschnitten steigt oft auch das Textverständnis.

- Mehr Motivation und Lesefreude: Schnellere Fortschritte und ein besseres Gefühl für den eigenen Lernerfolg steigern die Motivation.

- Bessere Merkfähigkeit: Das Gehirn verarbeitet die Informationen aktiver, wodurch Inhalte nachhaltiger gespeichert werden.

- Förderung der Konzentrationsfähigkeit: Speedreading erfordert und trainiert einen hohen Grad an Konzentration, was sich auch positiv auf andere Lernbereiche auswirken kann.

- Flexibilität: Schülerinnen und Schüler lernen, ihr Lesetempo an Textart und Zielsetzung anzupassen.

- Reduktion von Stress: Wer schneller liest, fühlt sich seltener von Textmengen überwältigt und kann Zeitdruck besser begegnen.


Herausforderungen und Grenzen


- Einstiegshürden: Zu Beginn kann Speedreading anstrengend oder überfordernd wirken. Es braucht Geduld und regelmäßiges Training.

- Nicht für alle Textarten geeignet: Literarische Texte oder Gedichte sollten weiterhin langsam und genussvoll gelesen werden.

- Individuelle Unterschiede: Nicht jeder profitiert im gleichen Maße von Speedreading. Die Methode sollte daher als ergänzendes Angebot verstanden werden.


Speedreading ist eine effektive Lerntechnik, die nicht nur das Lesetempo steigert, sondern auch Konzentration, Motivation und Textverständnis fördert. Im schulischen Kontext kann sie gezielt ab der Mittelstufe eingeführt werden und hilft, die Lesekompetenz nachhaltig zu verbessern. Wichtig ist ein methodisch-didaktisch durchdachter Einsatz, der Freude am Lesen und individuelle Fortschritte in den Mittelpunkt stellt.



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